In diesem Artikel stellen wir Ihnen 12 wirksame Übungen für die Neurorehabilitation zur Behandlung neurologischer Erkrankungen vor.
Was ist Neurorehabilitation?
Die Neurorehabilitation besteht aus einer Reihe gut durchdachter und geplanter Aktivitäten, Übungen und Strategien (wie z.B. kognitives Training), die darauf abzielen, die Verschlechterung bestimmter betroffener Funktionen nach einer Hirnschädigung wiederherzustellen, auszugleichen oder zu verlangsamen.
Nach jeder Verletzung oder Veränderung des Gehirns treten bedeutende Veränderungen im Leben auf. Es kommt zu Veränderungen in der kognitiven Funktion, in den Emotionen und auch auf physischer Ebene, wie zum Beispiel im Muskeltonus oder in den Bewegungen.
Allerdings kann die Neurorehabilitation oder neuropsychologische Rehabilitation darauf abzielen, verschiedene Bereiche des Individuums zu verbessern. Es werden kognitive Fähigkeiten (Aufmerksamkeit, Gedächtnis, Orientierung), physische Aspekte wie Aktivitäten zur Feinmotorik der Hände und sogar die emotionale Welt der Person trainiert.
Vergessen wir nicht, dass sowohl die Wiederherstellung funktioneller Fähigkeiten als auch die Unterstützung des Betroffenen und der Familie bei der Bewältigung der neuen Situation angestrebt wird.
Was ist das Ziel der Neurorehabilitation?
Das Hauptziel der Neurorehabilitation ist es, Fähigkeiten, die durch eine Gehirnverletzung gefährdet sind, neu zu erlernen oder das maximale Potenzial der Patient:innen zu entwickeln, damit sie ein Leben mit größtmöglicher Autonomie und Zufriedenheit führen können.
So werden Aufgaben und Übungen wiederholt, die vollständig personalisiert sind. Dafür wird zunächst eine gründliche Evaluation der Patient:innen durchgeführt, bei der ihre Stärken sowie Interessen und Motivationen evaluiert werden, da diese genutzt werden, um die Defizite zu verringern.
Dies erfordert eine große Anstrengung, da man die Patient:innen gut kennen muss, um Übungen zu gestalten, die wirklich an den Schwierigkeiten arbeiten und dem realen Umfeld entsprechen: Übungen, die es den Patient:innen z.B. ermöglichen, wieder alleine zu gehen, zu schwimmen oder Gartenarbeiten auszuführen.
Was tun wir, wenn es nicht möglich ist, eine Funktion wiederherzustellen?
Durch die Aktivitäten der Neurorehabilitation wird nicht nur die verlorene Fähigkeit direkt trainiert, sondern auch die intakten Fähigkeiten werden gestärkt.
In anderen Fällen kann es das Ziel sein, dass die Patient:innen lernen, externe Hilfsmittel oder Geräte zu nutzen, um ihre Einschränkungen zu minimieren. Hierbei sind die neuen aufkommenden Technologien sehr nützlich (Sanz Cortés und Olivares Crespo, 2013): Anwendungen, die auf verschiedene Bedürfnisse reagieren, Erinnerungen senden, Alarme auslösen, Spracherkennungssysteme, usw.
Ist kognitives Training effektiv?
Wenn es von Fachkräften auf der Grundlage wissenschaftlicher Erkenntnisse entwickelt und an die tatsächlichen Bedürfnisse der Person angepasst wird, ja.
Wir wissen, dass die Neurorehabilitation wirksam ist, weil unser Gehirn nachweislich plastisch ist, d. h. wenn wir wiederholt Neurorehabilitationsmaßnahmen durchführen, werden unsere neuronalen Verbindungen neu organisiert. Mit der Zeit werden mehrere neue Synapsen gebildet und gestärkt.
Wenn Sie zum Beispiel etwas aus diesem Text lernen und sich morgen oder in ein paar Tagen daran erinnern, hat Ihr Gehirn neue Verbindungen hergestellt. Das Gehirn verändert sich also ständig, je nachdem, wie wir es trainieren.
Die Plastizität hat jedoch gewisse Grenzen und ihr Ausmaß hängt vom Alter oder von Verletzungen ab, aber sie geht nie verloren.
12 Übungen für die Neurorehabilitation
Zunächst einmalist es wichtig zu wissen, dass eine Aktivität in der Regel mehrere kognitive Funktionen gleichzeitig anspricht. In der Tat ist es fast unmöglich, die Aufmerksamkeit, das Gedächtnis oder die exekutiven Funktionen isoliert zu trainieren.
Die Neurorehabilitation hängt stark von den vorhandenen Defiziten und der Diagnose der Person ab. Hier sind jedoch die am häufigsten verwendeten Methoden aufgeführt, da Störungen der Aufmerksamkeit und/oder des Gedächtnisses häufig vorkommen.
Es ist wichtig zu wissen, dass es viele verschiedene Möglichkeiten des Trainings gibt und dass dieselbe Funktion auf verschiedene Arten und in unterschiedlichen Formaten trainiert werden kann.
Zum Beispiel bietet NeuronUP eine große Vielfalt an computerbasierten Übungen, die über 40 kognitive Bereiche trainieren.
Wenn Sie sich einen Eindruck von den Übungen von NeuronUP zur Neurorehabilitation verschaffen möchten, finden Sie hier die bekanntesten. Es gibt jedoch viele weitere Übungen und unendlich viele Varianten:
1. Nach verdeckten Kartenpaaren suchen
Worum geht es in der Übung?
Ein Beispiel für eine Übung von NeuronUP ist die Zuordnung von Karten.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Es wird auf die Aufmerksamkeit, die Wahrnehmung und das Kurzzeitgedächtnis trainiert.
2. Maulwurfsinvasion oder eine Reihenfolge wiederholen
Worum geht es in der Übung?
Die Patient:innen müssen sich zunächst merken, in welcher Reihenfolge die Maulwürfe herauskommen, und sie dann in umgekehrter Reihenfolge zu wiederholen.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Die Übung Maulwurfsinvasion trainiert die anhaltende Aufmerksamkeit und das Gedächtnis.
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3. Auf Objekte klicken, die plötzlich auftauchen
Die Patient:innen müssen sich auf den Bildschirm konzentrieren, da plötzliche und unvorhersehbare Reize auftauchen, und sie müssen diese anklicken, sobald sie wahrgenommen werden.
Es handelt sich um eine Aktivität, die sowohl die Verarbeitungsgeschwindigkeit als auch die anhaltende Aufmerksamkeit, d. h. die Aufrechterhaltung der Aufmerksamkeit über einen längeren Zeitraum für dieselbe Aufgabe, fördert.
4. Reaktion auf einen Schlüsselreiz geben
Eine ähnliche Übung, die auch die anhaltende Aufmerksamkeit trainiert, wäre, eine Reihe von Geräuschen auditiv abzuspielen, wobei das Ziel darin besteht, auf den Bildschirm zu tippen oder klicken, wenn der entsprechende Schlüsselreiz als Zahl, Wort oder Geräusch zu hören oder sehen ist.
5. Sortiere die Käfer
Ein Beispiel für die Arbeit an der anhaltenden Aufmerksamkeit in NeuronUP ist die Übung „Sortiere die Käfer“, die für Kinder mit Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung sehr nützlich ist.
Worum geht es in der Übung?
Ziel ist es, die roten Käfer auf der einen Seite und die grünen Käfer auf der anderen Seite zu halten.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Die Aufmerksamkeit sollte ständig auf die Bewegungen der Insekten gerichtet sein, wenn sie sich der Lücke nähern, um sie durch die Öffnung nach oben oder unten zu bewegen.
6. Versteckte Buchstaben
Woraus besteht die Übung?
Eine häufig verwendete Übung besteht aus einem Feld voller Elemente, die verschiedene Figuren, Zahlen oder Buchstaben sein können. Das Ziel ist es, eine bestimmte Figur, Zahl oder einen bestimmten Buchstaben zu markieren oder anzuklicken.
Bei NeuronUP finden Sie diese Übung neben vielen anderen. Wie man sehen kann, muss man einen bestimmten Buchstaben aus einer Gruppe von Buchstaben auswählen (in diesem Fall den Buchstaben „Q“):
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Diese Übung trainiert die selektive Aufmerksamkeit, d. h. die Fähigkeit, sich auf etwas Bestimmtes zu konzentrieren und andere Reize zu ignorieren.
Die selektive Aufmerksamkeit kann auch durch die Suche nach Wörtern in Wortsuchen oder nach Orten auf einer Karte trainiert werden.
7. Versteckte Buchstaben, aber der Buchstabe wird alle alle paar Sekunden geändert
Wenn wir die Aufgabe umgestalten und z.B. alle 15 Sekunden (je nach Patient:in) den zu findenden Buchstaben ändern, arbeiten wir an der wechselnden Aufmerksamkeit. Das ist die Fähigkeit, unseren Fokus von einer Aufgabe auf eine andere zu verlagern.
8. „Tapping“
Woraus besteht die Übung?
Dabei tippt man mit einem Finger nacheinander auf eine Oberfläche, während man eine andere Aufgabe ausführt, z. B. das Lesen eines Textes.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Diese Aktivität ist ideal, um das Dual-Tasking zu trainieren. Beispielsweise denken wir beim gleichzeitigen Autofahren und Sprechen, dass unsere Aufmerksamkeit nur auf das Gespräch gerichtet ist, während das Fahren automatisch abläuft. Fahranfänger:innen hingegen sprechen meist nicht während der Fahrt, sondern wechseln ihre Aufmerksamkeit zwischen dem Fahren und dem Sprechen hin und her.
9. Fragen zum persönlichen Leben, anhand von Fotos oder persönlichen Gegenständen
Woraus besteht die Übung?
Bei der Arbeit mit Alzheimer-Patient:innen ist es sehr üblich, den Betroffenen Fragen zu stellen wie „Wo sind Sie zur Schule gegangen?“, „Wie war Ihr Hochzeitstag?“, „Wer sind Ihre Geschwister? Oder man verwendet alte Gegenstände oder Fotos und bittet die Patient:innen, ihre Erinnerungen auszudrücken.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Die Übung dient der Verbesserung des autobiografischen Gedächtnisses, das sich auf persönliche Ereignisse in der Vergangenheit bezieht. Die Aktivitäten hängen vom Leben des Einzelnen ab und für das Training sind zuverlässige Informationen über die Vergangenheit der Patient:innen erforderlich.
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10. Reihenfolge der Schritte von Aktivitäten ordnen
Woraus besteht die Übung?
Das nicht-deklarative oder prozedurale Gedächtnis umfasst Bewegungen und Handlungen, die wir gelernt haben und automatisch ausführen. Zum Beispiel schreiben, Fahrrad fahren, ein Instrument spielen, ein bestimmtes Gericht kochen usw.
Das prozedurale Gedächtnis ist etwas Automatisches, das sehr schwer zu erklären ist, wenn man es bewusst machen möchte. Wir fahren Fahrrad, ohne zu wissen, wie wir es machen. Das prozedurale Gedächtnis wird durch das Ausführen der Handlung selbst trainiert, bis sie automatisiert ist.
Eine „Voraufgabe“ für das prozedurale Gedächtnis kann darin bestehen, die Patient:innen zu bitten, Ihnen alle Schritte zu nennen, die sie bei der Zubereitung eines Rezepts, beim Duschen oder bei der Erledigung einer Haushaltsarbeit befolgen würden.
Anhand von Gegenständen können auch alte Fertigkeiten geübt werden, z. B. Stricken, einen Knopf annähen, etwas schrauben, einen Knoten in ein Seil machen, ein Tamburin spielen usw. Oder auch mit dem eigenen Körper: pfeifen, mit den Fingern schnippen, eine bestimmte Geste machen, ein Geräusch imitieren usw.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Gleichzeitig können einige dieser Aufgaben die praktischen und exekutiven Funktionen verbessern.
11. Wörter bilden
Woraus besteht die Übung?
Wie in der Abbildung gezeigt, müssen die Patient:innen die Buchstaben in der entsprechenden Reihenfolge auswählen, um ein Wort zu bilden.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Die Übung ist nützlich für die Sprache und das semantische Gedächtnis, in dem das allgemeine Wissen und die Konzepte, die wir im Laufe unseres Lebens gelernt haben, gespeichert werden. Außerdem wird das Arbeitsgedächtnis trainiert (man probiert verschiedene Kombinationen im Kopf aus, bis man das Wort findet).
Andere Formen der Anwendung
Es können auch andere Übungen angewendet werden, wie z. B.:
- Erklären, was ein Wort bedeutet.
- Legen Sie eine Reihe von Sätzen über Definitionen vor, wobei die Person sagen muss, welcher Satz wahr und welcher falsch ist.
- Beschreiben, wozu bestimmte Gegenstände verwendet werden.
- Benennen von Dingen, die in einer bestimmten Umgebung zu finden sind (z. B. in einer Apotheke).
Nützlich sind auch Aufgaben, bei denen es um Synonyme und Antonyme geht, Fragen zu berühmten Personen oder bekannten Orten, das Aufsagen von Sprichwörtern usw.
12. Die Küche aufräumen
Woraus besteht die Übung?
NeuronUP bietet eine Übung für die Aktivitäten des täglichen Lebens an, namens „Küche aufräumen“, bei der es darum geht, die Küchengegenstände an ihren richtigen Platz zu stellen.
Welche kognitiven Funktionen werden trainiert?
Die Patient:innen können mehrere kognitive Bereiche mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden trainieren. Als primäre Funktion das logische Denken und als sekundäre Funktionen:
- Anhaltende Aufmerksamkeit,
- semantisches Gedächtnis,
- episodisches Gedächtnis,
- Küche,
- Aufräumen.
Aktivitäten des täglichen Lebens sind Tätigkeiten, die die Autonomie einer Person und ihre Anpassung an die Umwelt fördern. Zum Beispiel Knöpfe zuknöpfen, einkaufen, Haare kämmen usw.
Die Neurorehabilitation kann sich auch auf Bereiche wie Verarbeitungsgeschwindigkeit, visuell-räumliche Fähigkeiten, soziale Kognition, Flexibilität usw. konzentrieren. Wie gesagt, in dieser komplexen Welt des Geistes sind die Möglichkeiten endlos!
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Referenzen
- New Zealand Guidelines Group (NZGG). (2006). Traumatic Brain Injury: Diagnosis, Acute Management and Rehabilitation. Evidence-based best practice guideline. Recuperadode: http://www.neuro-reha.com/wp-content/uploads/2013/01/guideline_tbi.pdf
- Cortés, Ana Sanz, and María Eugenia Olivares Crespo. (2013). REHABILITACIÓN NEUROPSICOLÓGICA EN PACIENTES CON TUMORES CEREBRALES. Psicooncología 9, 2/3: 317-337.
- Estévez-González A., García-Sánchez C., Junqué C. (1997). La atención: una compleja función cerebral. REV. NEUROL.; 25 (148): 1989-1997.
- García Sevilla, J. (2010). Estimulación cognitiva de la memoria. Recuperado el 27 de Septiembre de 2016, de Universidad de Murcia: http://ocw.um.es/cc.-de-la-salud/estimulacion-cognitiva/material-de-clase-1/tema-6-texto.pdf
Artikel geschrieben von Lifeder, Online-Magazin für Psychologie, persönliche Entwicklung, Selbstverbesserung und Motivation: http://www.lifeder.com/
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