In diesem Artikel diskutieren María Alicia Lage, Psychologin und klinische Neuropsychologin, Dr. Alejandro Fuertes-Saiz, Psychiater sowie Carla Castro, Lehrerin für Sonderpädagogik, Expert:innen im Zentrum SINAPSIS Psychologie und Logopädie, über die Anwendung der transkraniellen Magnetstimulation in der neuropsychologischen Rehabilitation.
Die Bedeutung von Evaluation und Diagnostik bei der Gestaltung eines Therapie- und Interventionsplanes
Migräne ist eine neurologische Erkrankung, von der etwa 12 % der Weltbevölkerung betroffen sind. Zu den typischen Symptomen gehören pochende Kopfschmerzen, Übelkeit und Empfindlichkeit gegenüber Licht und Geräuschen.
Zusätzlich zu diesen Symptomen kann die Migräne auch die wechselnde Aufmerksamkeit und das episodische Gedächtnis beeinträchtigen. Unter wechselnder Aufmerksamkeit versteht man die Fähigkeit, den Fokus der Aufmerksamkeit von einer Aufgabe auf eine andere zu verlagern. Das episodische Gedächtnis hingegen ist die Fähigkeit, sich an bestimmte Ereignisse und Details zu diesen Ereignissen zu erinnern.
Für Patienten mit Migräne ist es entscheidend, eine neuropsychologische Evaluation durchzuführen, um mögliche kognitive Beeinträchtigungen zu quantifizieren und einen umfassenden Interventionsplan zu entwickeln, der genau diese Bereiche abdeckt.
Neuropsychologische Rehabilitation mit transkranieller Magnetstimulation (TMS)
Es ist ein breiteres Konzept als kognitive Stimulation und beinhaltet die Reduzierung der Auswirkungen von Bedingungen, die für den Klienten behindernd sind, sowie die Förderung seiner optimalen sozialen Integration (WHO, 2001). Daher umfasst es verschiedene Arten von Interventionen, die in vier Hauptgruppen eingeteilt werden können: kognitive Rehabilitation, Verhaltensmodifikation, Interventionen mit Familien sowie soziale, pädagogische oder berufliche Wiedereingliederung.
Rehabilitation in Abhängigkeit von der Vorgehensweise
- Kompensation bezeichnet die Neuorganisation von Funktionen, um die funktionellen Einschränkungen des Individuums zu minimieren oder zu überwinden. Ihr Ziel ist die Verbesserung der Alltagsfunktionalität. Zu den Ressourcen gehören externe Unterstützungsmittel und Umgebungsanpassungen.
- Restauration/Rehabilitation besteht aus dem direkten Training der verlorenen, geschädigten oder beeinträchtigten Funktion. Ihr Ziel ist die Verbesserung der kognitiven Funktion durch repetitive Übungen und Aufgaben mit steigender Komplexität. Dies umfasst Bottom-up-Mechanismen, bei denen niedrigere Prozesse zur Wiederherstellung höherer Prozesse beitragen.
- Substitution bedeutet die Entwicklung einer neuen Antwortmethode, die die durch Schäden verursachten Defizite ersetzt. Ihr Ziel ist die Suche nach neuen Wegen zur Problemlösung. Die Ressourcen umfassen die Optimierung der erhaltenen Systeme.
An welchen neuropsychologischen Prozessen arbeiten wir in unserem Fall mit der NeuronUP-Plattform?
Das Gedächtnis ist kein einheitliches System, sondern es gibt verschiedene Gedächtnissysteme mit differenzierten Inhalten, die mit bestimmten, über die Großhirnrinde verteilten Gehirnstrukturen verbunden sind. Es handelt sich um Systeme mit einer organisierten Gehirnstruktur, deren Ergebnisse in mentale Prozesse und Verhalten umgesetzt werden und kognitiven und verhaltensbezogenen Funktionen dienen.
Tirapu und Grandi veröffentlichten 2017 in den „Cuadernos de Neuropsicología“ den Artikel „Über das Arbeitsgedächtnis und das deklarative Gedächtnis: Vorschlag zur Konzeptklärung“.
Verständlicherweise ist das episodische Gedächtnis die Organisation von Informationsinhalten nach räumlich-zeitlichen Parametern.
Episodisches und semantisches Gedächtnis sind zwar zwei deklarative Gedächtnissysteme, aber anatomisch und funktionell unterschiedlich. Unter Berücksichtigung des zeitlichen Gradienten können wir wiederum zwischen retrospektivem episodischem Gedächtnis (vergangene Ereignisse) und prospektivem episodischem Gedächtnis (zukünftige Ereignisse) unterscheiden.
Dank unserer gelebten Erfahrungen sind wir in der Lage, unsere Zukunft auf adaptive Weise zu organisieren und zu planen. Beispiele aus unserem täglichen Leben, die dies verdeutlichen, sind die Erinnerung an die Rückgabe eines Buches an einen Freund, die Einnahme von Medikamenten oder der Kauf von Milch im Supermarkt.
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Das am häufigsten verwendete theoretische Modell zur Behandlung der Aufmerksamkeit ist das klinische Modell von Sholberg und Mateer, das fünf hierarchisch geordnete Ebenen definiert, wobei die wechselnde Aufmerksamkeit die vierte Ebene darstellt.
Das bedeutet, dass für die Durchführung einer Aufgabe, die wechselnde Aufmerksamkeit erfordert, eine gute Funktionsweise der drei vorherigen Ebenen erforderlich ist, nämlich fokussierte, anhaltende und selektive Aufmerksamkeit.
Die Fähigkeit zur wechselnden Aufmerksamkeit ermöglicht es uns, unseren Fokus reibungslos von einer Aufgabe oder internen Regelung auf eine andere zu verlagern. Dabei spielt die Geschwindigkeit, mit der unser Gehirn diese Aufgaben verarbeitet, eine entscheidende Rolle, also die Verarbeitungsgeschwindigkeit.
Was ist nicht-invasive Hirnstimulation?
Nicht-invasive Techniken der Hirnstimulation sind eine Reihe therapeutischer Werkzeuge, die darauf abzielen, die elektrische Aktivität bestimmter Gehirnbereiche zu modifizieren, um verschiedene neurologische und psychiatrische Störungen zu behandeln.
Diese Techniken beruhen auf der elektrischen oder magnetischen Stimulation des Gehirns und sind aufgrund ihrer Wirksamkeit, Sicherheit und des Mangels an schwerwiegenden Nebenwirkungen zu einer zunehmend beliebten Option geworden.
Zu den bedeutendsten Techniken gehören die transkranielle Magnetstimulation und die transkranielle Gleichstromstimulation. Beide Verfahren sind schmerzfrei, mit wenigen Nebenwirkungen und finden zunehmend Anwendung in der Therapie von neuropsychiatrischen Störungen wie Depressionen, Zwangsstörungen, Angst, Sucht, Migräne und der Rehabilitation nach Schlaganfällen.
Wie funktioniert die transkranielle Magnetstimulation?
Die transkranielle Magnetstimulation funktioniert durch die Anwendung magnetischer Impulse über die Kopfhaut (auf ein Ziel in der Hirnrinde), die elektrische Ströme in nahegelegenen Neuronen erzeugen. Diese elektrischen Ströme können die neuronale Aktivität in der stimulierten Region verändern, entweder indem sie sie erhöhen oder verringern.
Die Wirkung der Stimulation auf die Hirnaktivität hängt von mehreren Faktoren ab, wie der Intensität und Frequenz der magnetischen Impulse, der Lokalisation der Stimulation und der Behandlungsdauer.
Im Allgemeinen wird angenommen, dass die transkranielle Magnetstimulation die Aktivität der Neuronen in der stimulierten Region und in verbundenen Bereichen erhöhen kann, daher hat sie einen globalen Effekt auf das gesamte Netzwerk von Gehirnschaltkreisen und nicht nur auf das direkt stimulierte Gebiet.
Es wurde gezeigt, dass die transkranielle Magnetstimulation die Aktivität im dorsolateralen präfrontalen Cortex erhöhen kann, einer Region, die an der kognitiven und emotionalen Kontrolle beteiligt ist.
Dies hat zur Erforschung der Magnetstimulation als Behandlungsmethode für Depressionen, Angstzustände, Migräne und andere neuropsychiatrische Störungen geführt, die mit einer Dysfunktion des präfrontalen Cortex verbunden sind.
Zusammenfassend ist die transkranielle Magnetstimulation eine nicht-invasive Technik der Hirnstimulation, bei der magnetische Impulse zur Modifikation der neuronalen Aktivität in spezifischen Gehirnbereichen angewendet werden. Dies kann therapeutische Wirkungen bei einer Vielzahl von neurologischen und psychiatrischen Störungen haben.
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Vorteile der transkraniellen Magnetstimulation
- Keine stationäre Aufnahme erforderlich,
- Die Patient:innen können ihre täglichen Aktivitäten sofort wieder aufnehmen,
- Keine Anästhesie erforderlich,
- Kompatibel mit anderen pharmakologischen oder physikalischen Behandlungen,
- Keine systemischen oder schwerwiegenden Nebenwirkungen,
- Keine vorherige Vorbereitung erforderlich.
Kontraindikationen für die transkranielle Magnetstimulation
- Diese Technik ist nicht anwendbar bei Patient:innen mit implantierten oder nicht entfernbaren metallischen Vorrichtungen im Kopf (Metallplatten, Liquor-Shunt-Ventile, Gefäßclips oder -coils).
- Die TMS-Behandlung kann ebenfalls nicht bei Patient:innen mit Implantaten zur Kontrolle physiologischer Signale wie Herzschrittmachern, implantierbaren Defibrillatoren, Vagusnervstimulatoren, Rückenmarkstimulatoren oder Medikamenteninfusionspumpen eingesetzt werden.
- Die Anwendung bei Patient:innen mit Epilepsie oder einer Vorgeschichte von Anfällen sollte vorab untersucht werden.
Nebenwirkungen der transkraniellen Magnetstimulation
Sie sind in der Regel leicht bis mäßig ausgeprägt und bessern sich kurz nach der Sitzung und werden in der Regel mit jeder Sitzung besser. Hier sind einige mögliche Nebenwirkungen aufgeführt:
- Kopfschmerzen,
- Unbehagen im Bereich der Kopfhautstimulation,
- Kribbeln, Spasmen oder Zuckungen der Gesichtsmuskeln,
- Benommenheit,
- Ein Risiko von 0,003%, dass ein epileptischer Anfall ausgelöst wird.
Fazit
Gegenwärtig wird die transkranielle Magnetstimulation nicht nur für die zugelassenen Indikationen (Depression und Zwangsstörung) eingesetzt, sondern es gibt auch zahlreiche vielversprechende Studien über ihre Anwendung bei verschiedenen Krankheitsbildern wie Fibromyalgie, Spastizität, posttraumatischem Stress, auditorischen Halluzinationen, der negativen Symptomatik der Schizophrenie oder der Schlaganfallrehabilitation.
Wichtig ist, dass sie nur in entsprechend ausgewählten Fällen und dann eingesetzt werden sollte, wenn andere, weniger kostspielige Behandlungsmethoden versagt haben. Der Einsatz der transkraniellen Magnetstimulation als therapeutisches Mittel bei Patienten mit erworbenen oder degenerativen Hirnschäden hat in den letzten Jahren exponentiell zugenommen.
So gibt es aktuelle Forschungsarbeiten, die den Einsatz der transkraniellen Magnetstimulation als therapeutischen Ansatz bei Patient:innen mit Parkinson-Krankheit, Demenz vom Alzheimer-Typ, Schädel-Hirn-Trauma, zerebrovaskulären Unfällen und anderen Arten von neurologischen, neuropsychologischen, psychologischen und psychiatrischen Störungen mit kognitiven Beeinträchtigungen, wie z. B. Migräne, untersuchen.
Die bisherigen Forschungsergebnisse sind vielversprechend und haben gezeigt, dass die transkranielle Magnetstimulation in der Lage ist, die Neuroplastizität und langfristige Veränderungen im Gehirn sowohl strukturell als auch funktionell zu verbessern und zu induzieren.
Referenzen
- Grandi, Fabrissio & Tirapu, Javier. (2017). Sobre la memoria de trabajo y la memoria declarativa: propuesta de una clarificación conceptual. Cuadernos de neuropsicología Panamerican Journal of Neuropsychology. 10. 13-31. 10.7714/CNPS/10.3.201.
- Ibiricu, M.A. & Morales, G. (2009). Estimulación magnética transcraneal. Anales del Sistema Sanitario de Navarra, 32 (supl.3). Pamplona.
- López-Ibor, J.J.; Pastrana, J.I.; Cisneros, S. & López-Ibor, M.I. (2010). Eficacia de la estimulación magnética transcraneal en depresión. Estudio naturalístico. Actas Esp. Psiquiatría, 38 (2): 87-93.
- Mauro García-Toro, Margalida Gili, Miguel Roca, Capítulo 7 – Estimulación magnética transcraneal en psiquiatría, Editor(s): Isaac Túnez Fiñana, Álvaro Pascual Leone, Estimulación magnética transcraneal y neuromodulación, Elsevier, 2014, Pages 79-86,
- ISBN 9788490224977
- Pascual-Leone, A. y Tormos-Muñoz, J.M. (2008). Estimulación magnética transcraneal: fundamentos y potencial de la modulación de redes neurales específicas. Rev. Neurol., 46 (Supl 1): S3- S10.
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