Die Ergotherapeutin Laura Caballero des AFA-Zentrums Alcalá in Spanien, einer multidisziplinären Einrichtung für Menschen mit Alzheimer, erläutert in diesem Artikel den Einsatz von NeuronUP zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen mithilfe von kognitivem Training und Ergotherapie.
Vorstellung unserer Einrichtung
Wer sind wir?
Der Verein für von Alzheimer betroffene Patient:innen und deren Angehörige (AFA Alcalá) wurde 1997 als Ort des Austausches für und von Angehörigen von Alzheimer-Patient:innen gegründet, um sich gegenseitig zu unterstützen und eine bessere Lebensqualität für die Patient:innen und ihre Familien zu erreichen. Wir sind eine regionale NRO (Nicht-Regierungs-Organisation) und unsere Mitglieder sind hauptsächlich Angehörige von Menschen mit altersbedingten neurodegenerativen Krankheiten. Dazu gehören hauptsächlich Parkinson und Alzheimer.
Unsere Einrichtung, in welcher die Aktivitäten stattfinden, befindet sich in Alcalá de Henares, der größten Stadt in der Umgebung. Wir bieten aber auch Menschen aus den Nachbarstädten Unterstützung und Therapien an.
Interdisziplinäres Team
Unser Team besteht aus verschiedenen Fachkräften, die auf verschiedene Bereiche spezialisiert sind, wie z. B:
- Psychologie
- Ergotherapie
- Kunsttherapie
- Musiktherapie
- Logopädie
- Physiotherapie
- Soziale Arbeit
Durch einen interdisziplinären Ansatz betrachten wir die Patient:innen und ihr familiäres und soziales Umfelds aus einem ganzheitlichen Blickwinkel.
Neurodegenerative Erkrankungen
Im Folgenden finden Sie eine kurze Beschreibung der verschiedenen Krankheitsbilder, die wir in unserer Einrichtung behandeln:
Parkinson
Eine chronische, fortschreitende, neurodegenerative Erkrankung, die durch extrapyramidale Symptome gekennzeichnet ist. Eine der möglichen Ursachen ist die irreversible Schädigung der Dopamin produzierenden Substantia nigra. Die Symptome der Parkinson-Krankheit sind:
- Bradykinesie: Verlangsamung und Abnahme der willkürlichen Bewegungen, Verlust der automatischen Bewegungsabläufe, hypophone Sprache, Fehlen der Brachialbewegung.
- Tremor im Ruhezustand.
- Instabile Körperhaltung: Verlust der (Stell)-Reflexe, nach vorne geneigter Gang, erhöhte Sturzgefahr, Gangstörung.
- Muskelstarre.
Neben diesen vier grundlegenden Symptomen gibt es weitere neuropsychiatrische Veränderungen wie kognitive Beeinträchtigungen, Stimmungsschwankungen, Schlafstörungen, Wahnvorstellungen und Halluzinationen, allgemeine Antriebsstörung, Probleme beim Kauen, Sprechen und bei der Nahrungsaufnahme. Außerdem beobachtet man auch einige vegetative Symptome (Verstopfung, Inkontinenz, Schwitzen, Speichelfluss u. a.).
Kognitive Beeinträchtigungen
Die kognitive Beeinträchtigung meint den Verlust kognitiver Funktionen, insbesondere das Gedächtnis, die Aufmerksamkeit und die Geschwindigkeit der Informationsverarbeitung, welche mit dem normalen Alterungsprozess einhergeht.
Die kognitive Beeinträchtigung unseres Gehirns hängt sowohl von physiologischen als auch von Umweltfaktoren ab und zeigt sich bei jedem Menschen auf ganz unterscheidliche Weise.
Beachtet werden sollte jedoch der Unterschied zwischen kognitiver Beeinträchtigung und Demenz. Wenn eine Person nicht mehr in der Lage ist, ihre Grundbedürfnisse zu erfüllen, spricht man von einer Demenz. Wenn eine Person jedoch über einen gewissen Verlust des Gedächtnisses oder anderer kognitiver Funktionen berichtet, aber alltägliche Aufgaben weiterhin selbstständig bewältigt, spricht man von einer leichten kognitiven Beeinträchtigung (LKB).
Mehrere Studien haben gezeigt, dass bei Menschen mit LKB das Risiko besteht, in der Zukunft eine Demenz zu entwickeln. Kognitive Beeinträchtigungen werden als leicht, mittel, schwer und schwerwiegend eingestuft, wobei man ab der mittleren Stufe von einer Demenz spricht.
Demenz
Die Demenz ist eine Erkrankung, die mit dem Alter einhergeht; mit steigendem Alter der Bevölkerung nimmt die Häufigkeit zu. Die Demenz ist keine spezifische Krankheit, sondern ein allgemeiner Begriff, der ein breites Spektrum von Symptomen beschreibt. Diese hängen mit der Beeinträchtigung des Gedächtnisses und anderer kognitiver Fähigkeiten zusammen und sind so schwerwiegend, dass sie die Aktivitäten des täglichen Lebens der betroffenen Person beeinträchtigen.
Es gibt verschiedene Arten der Demenz, im Folgenden werden wir aber nur die Alzheimer-Krankheit, die Lewy-Körperchen-Demenz und die frontotemporale Demenz beschreiben.
Alzheimer
Hierbei handelt es sich um eine fortschreitende neurodegenerative Erkrankung, die durch die Degeneration von Nervenzellen im Gehirn gekennzeichnet ist und sich durch Gedächtnisverlust äußert. Zunächst geht das Kurzzeitgedächtnis verloren und im Laufe der Zeit auch das Langzeitgedächtnis. Außerdem treten Symptome wie Aphasie, Apraxie und Agnosie sowie zeitliche, räumliche und persönliche Desorientierung und intellektuelle Beeinträchtigungen auf. Die Defizite beeinträchtigen die soziale und berufliche Rolle maßgeblich, was häufig zu einem weiteren Abbau der kognitiven Fähigkeiten führt.
Lewy-Körperchen-Demenz
Bei der Lewy-Körperchen-Demenz treten Läsionen in Form von Proteinen in Bereichen des Gehirns auf, die mit der Wahrnehmung zusammenhängen. Sie äußert sich häufig in den typischen Symptomen einer Demenz sowie schwankender Wahrnehmung und Aufmerksamkeit, visuellen Halluzinationen, die in der frühen Krankheitsphase auftreten und parkinsonähnlichen Symptomen wie Muskelsteifheit, Bewegungsarmut und in geringerem Maße Tremor.
Frontotemporale Demenz
Hierbei handelt es sich um eine fortschreitende Krankheit, die durch auffällige Verhaltensstörungen und Sprachveränderungen gekennzeichnet ist, z.B. primäre Aphasie, Schwierigkeiten beim Benennen von Objekten, etc. Sie ist auch durch eine Reihe körperlicher Symptome gekennzeichnet, wie z. B. Inkontinenz, Rigidität, Akinese, Tremor, Störung der frühkindlichen Reflexe (Glabellareflex, Saugen, Palmomentalreflex). Außerdem treten Defizite im Verhalten, in sozialen Interaktionen, im Urteilsvermögen und in der Sprache aufgrund von Gedächtnisstörungen auf.
Wie handhaben wir den Umgang mit neurodegenerativen Erkrankungen?
Interdisziplinäre Zusammenarbeit
Der erste Kontakt zu unserer Einrichtung erfolgt über ein Erstgespräch mit den Sozialarbeiter:innen, in welchem die dringlichsten Bedürfnisse ermittelt werden. Dieser erste Kontakt hilft uns zu bei der Frage, ob wir die richtige Anlaufstelle sind oder eher als Vermittler zu anderen Angeboten oder Einrichtungen tätig werden.
Der nächste Schritt zur Erstellung einer adäquaten Therapie ist die Beurteilung durch das interdisziplinäre Team. Das allgemeine funktionelle, kognitive und physische Assessment gibt uns eine ungefähre Vorstellung vom Zustand der Erkrankung sowie von den Auswirkungen, die sie auf das unmittelbare Umfeld der Patient:innen hat.
Entwurf eines Therapiekonzept und Beratung der Angehörigen
Jede Berufsgruppe stellt die Ergebnisse dieser Beurteilung bei einem wöchentlichen Treffen vor. Wir beachten alle Aspekte und Beurteilungen des Teams, um einen Therapieplan anzubieten, der den Bedürfnissen der Patient:innen am besten entspricht. Dabei wird alles berücksichtigt: die Lebensgeschichte, die Persönlichkeit und Vorlieben, das familiäre und soziale Netz, das finanzielle Einkommen, das Bildungsniveau und Freizeitaktivitäten.
In einem Beratungsgespräch mit den Angehörigen sprechen die Psycholog:innen über die Krankheit und ihre Entwicklung, über den Umgang mit möglichen Verhaltensänderungen und über Zweifel, die aufkommen können. Anschließend stellen sie den Therapieplan vor, der für ihr Familienmitglied entwickelt wurde.
Kognitives Training und Ergotherapie bei neurodegenerativen Erkrankungen mit NeuronUP
Sobald die Angehörigen und Patient:innen den Therapieplan akzeptiert haben, schließen sie sich einer Gruppe für kognitives Training mit einer ähnlichen kognitiven Beeinträchtigung an. In diesen Gruppen arbeiten wir an den verschiedenen kognitiven Bereichen, die betroffen sind und verwenden verschiedene Therapieansätze und Materialien.
Hierfür arbeiten wir mit konventionellen Materialien, wie Bleistift und Papier aber auch mit moderner Technik, wie z.B. Tablets und NeuronUP.
Außerdem setzen wir auch andere nicht-medikamentöse Therapien ein, wie z. B. Musiktherapie, Theatertherapie und Kunsttherapie.
Welchen Ansatz verfolgen wir bei der Arbeit mit NeuronUP?
Aktivitäten des täglichen Lebens
Als Ergotherapeut:innen, die in einer ambulanten Einrichtung arbeiten, war es für uns immer sehr schwierig, Aktivitäten des täglichen Lebens und ihren therapeutischen Ansatz vor Ort in der Einrichtung nachzustellen. Mit NeuronUP ist es uns gelungen, eine virtuelle Umgebung zu schaffen, in der wir Aktivitäten wie Anziehen, Körperpflege, Aufräumen der Küche, Einkaufen, Schrittfolgen usw. nachahmen können.
Schwere Beeinträchtigung der Kognition
Wenn der Grad des kognitiven Abbaus und der Verlust der Fähigkeiten sehr weit fortgeschritten ist, reichen herkömmliche Mittel nicht mehr aus. Wir Therapeut:innen greifen in diesem Fall auf verschiedene sensorische Reize zurück, um die Therapie entsprechend der Bedürfnisse der Betroffenen zu gestalten. Für diesen Fall bietet NeuronUP akustische und visuelle Materialien (sich bewegende Symbole, Farben, Formen in geringer Geschwindigkeit), die an die kognitiven Fähigkeiten auf niedrigstem Niveau angepasst werden können.
Geringe Lese- und Schreibkenntnisse
Obwohl die Therapie in einer Gruppe durchgeführt wird, berücksichtigen wir persönliche Voraussetzungen der Patient:innen, wie das Niveau der Schulbildung. In Fällen, in denen die Betroffenen Analphabet:innen sind oder nur wenige Jahre die Schule besucht haben, ist NeuronUP eine wertvolle Unterstützung, um die Aktivitäten so gut wie möglich anzupassen.
NeuronUP ermöglicht es uns, die Selbstständigkeit der Person während der Durchführung der Übungen zu fördern und eine individuelle Therapie zu gewährleisten.
Die meisten Übungen verfügen über visuelle Unterstützung (Piktogramme und verschiedene Bilder) und eine Anleitung per Ton (jede Übung wird mündlich erklärt) und machen die Anwendung damit sehr einfach.
Sprachliche Beeinträchtigungen
Wir freuen uns sehr über die große Menge an Materialien, die NeuronUP im Bereich der Sprachstörungen anbietet. So können wir in dem gleichen Bereich mit verschiedenen Aktivitäten arbeiten, was die Motivation der Patient:innen aufrecht erhält, da die gleichen Aktivitäten nicht ständig wiederholt werden.
Testen Sie NeuronUP 15 Tage kostenlos
Entdecken Sie unsere Aktivitäten, erstellen Sie Sitzungen und arbeiten Sie remote mit Online-Sitzungen
Impulskontrolle
Dies ist einer der Bereiche, dem wir in den letzten Jahren die meiste Aufmerksamkeit geschenkt haben. Wenn wir den Verlauf der verschiedenen Erkrankungen beobachten, sehen wir wie sich die Symptomatik verändert. Derzeit betreuen wir viele Menschen, bei denen die mangelnde Impulskontrolle das tägliche Leben erschwert.
Die Dynamik der Übungen ermöglicht es uns, gleichzeitig an den betroffenen kognitiven Funktionen und an den verschiedenen damit verbundenen Verhaltensänderungen zu arbeiten, z. B. an der Hemmung, der sozialen Wahrnehmung usw.
Fazit
Abschließend lässt sich sagen, dass die Therapeut:innen, die die Gruppen zur kognitiven Stimulation unserer Einrichtung für neurodegenerative Erkrankungen leiten, NeuronUP als ein grundlegendes Werkzeug empfinden, das uns hilft, Zeit zu sparen. Außerdem bietet es eine breite Palette von Materialien und holt die verschiedenen Patient:innen auf ihren jeweiligen Leistungsniveaus ab.
Schreiben Sie einen Kommentar